In der letzten Woche hing noch ein Zettel im Fenster der Akazienstraße 7a: „Wir renovieren“. Der wurde aber nun ersetzt durch einen einsamen Kellner mit der Unterschrift „Feierabend“. Eine Nachbarin: „Die haben einfach geschlossen ohne Bescheid zu sagen.“ Damit ist wohl leider auch die lange Kiezgeschichte dieses Restaurants auserzählt und es reiht sich in die neuerliche Liste der Schließungen ein. Ein kleiner Nachruf.
Das Romantica und der Akazienkiez bildeten viele Jahre eine Symbiose. Irgendwie schwer vorzustellen, dass diese Zeit jetzt vorbei sein soll. Ich selbst habe hier gerne gegessen und auch als Treffpunkt mit Freunden war das Romantica immer wieder ein Anlaufpunkt. Umso trauriger stimmt der Weggang.
Was war das Romantica? Restaurant, Bar, Café, Bistro?
In meiner Wahrnehmung war das Romantica stets gut besucht, auch nach Corona. Die Küche war international mit durchaus auch regionalem Touch. Aber was war das Romantica eigentlich? Auf Google Maps lief es als Restaurant. Zugleich standen Café und Bistro auf der Markise. Und wenn man mich gefragt hat, was es im Romantica zu essen gibt, dann kam ich ins Straucheln. Gerade weil sich das Romantica nicht festlegen wollte.
Beim Essen denkt man doch schnell in Kategorien bzw. Landesküchen. Worauf habe ich heute Lust? Pizza, Sushi, Burger, vegetarisch? So war es gleichzeitig gut, dass jeder etwas auf der Karte des Romanticas finden konnte und gleichzeitig eine Herausforderung nicht nur in der Mund-zu-Mund-Propaganda. Und Letzteres brauchte das Romantica, denn außer auf Kritikerseiten war das Romantica nicht aktiv in der Kommunikation. Und das funktioniert 2023 deutlich schwieriger als in den Zeiten vor Instagram, Google Maps und Tripadvisor.
Ambiente, Ambiente, Ambiente
Doch das Romantica hatte ein Alleinstellungsmerkmal: das Ambiente! Der Innenraum war dominiert von einer fast umlaufenden, braunen Ledersitzbank, die nach oben in eine rotbraune Holzvertäfelung überging. In der Mitte trennte ein schmales Spiegelband den unteren vom oberen Teil der Wand. Darüber hingen and er doch vergilbten Wand jede Menge gerahmte kleine und große Fotos von Musikern. Im oberen Drittel zeigten großformatige, gerahmte Spiegel gekippt nach unten in den Raum. Viele kleine Lampen setzen Akzente und sorgten mit dem Kerzenlicht auf den Tischen für eine schöne, urige Atmosphäre.
Ja, im Romantica konnte man sehr gut Zeit verbringen. Und auch vor dem Restaurant hat man gut sitzen und das Leben auf der Akazienstraße verfolgen können.
Was auch immer das Romantica zur Aufgabe gebracht hat, es ist ein großer Verlust für den Akazienkiez! Es bleibt zu wünschen, dass es eine wie auch immer geartete Nachfolgelösung geben wird und das Lokal mit seinem Ambiente ein zweites Leben erhält.
1 Kommentar
KommentierenSo traurig. Besonders, dass es keine Ankündigung und keinen Abschied gab. Das wäre für eine solch traditionsreiche Kiez-Institution einfach angemessen gewesen.